„Für energetische Maßnahmen gibt es viele Fördermöglichkeiten“

Die „Energiekarawane“ bringt Energieberater in die Stadtteile.

Noch bis 6. Dezember 2024 ist die Bamberger „Energiekarawane“ im Babenberger Viertel/Südwest unterwegs. Im Rahmen der Kampagne zum Thema „Energetische Gebäudesanierung“ des Bundesförderprojektes „MitMachKlima“ kommen Energieberater in die Stadtteile und beraten kostenlos vor Ort. Die Stadt unterstützt damit Bürgerinnen und Bürger bei allen Energiethemen an ihrem Wohngebäude. Hintergrund ist das Gebäudeenergiegesetz (siehe Infobox), aufgrund dessen energetische Sanierungen auf Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer zukommen können. Anmeldungen für die Beratung innerhalb der Kampagne in Bamberg-Südwest sind bis 29. November online über die Website www.mitmachklima.de/energiekarawane möglich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt vermitteln dann einen Energieberater, der individuell einen Vor-Ort-Termin vereinbart. Im kommenden Jahr zieht die Energiekarawane dann in weitere Stadtteile. Einer der Energieberater, die in die Stadtteile gehen, ist Felix Wagner von der Energievision Franken. Klimareferent und Bürgermeister Jonas Glüsenkamp spricht im Interview mit ihm über dessen Arbeit.

Bürgermeister Glüsenkamp: Herr Wagner, ich bin neugierig, weil mich das Thema „Energetische Gebäudesanierung“ umtreibt: Was machen Sie genau?

Energieberater Felix Wagner: Bei der Energievision Franken sind wir ein kleines Team aus vier Energieberatern. Wir beraten überall da, wo Bedarf an Energieeinsparungen ist: Einfamilienhausbesitzer, Vermieter von Mehrfamilienhäusern, aber auch Firmen. Wir beraten dahingehend, was man sanieren kann, welche Maßnahmen man umsetzen kann und insbesondere, welche Förderungen in Anspruch genommen werden können.

Wie wenden sich Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer an Sie?
Die typische Kontaktaufnahme erfolgt über die „EnergieeffizienzExperten-Liste“ https://www.energie-effizienz-experten.de, dort ist die Liste der deutschen Energie-Agentur dena hinterlegt. Auf der Liste sind zertifizierte Energieberater aufgeführt nach ihren Einsatzorten. Darauf sind auch wir gelistet, so bekommen die interessierten Bürgerinnen und Bürger unseren Kontakt.

Und gibt es derzeit eine Standardanfrage, was die Leute vor allem umtreibt?
Es ist ganz individuell, was die Bedürfnisse der Eigentümer angeht. Ich würde aber sagen, das meiste betrifft den Heizungstausch: Was für eine Heizung darf ich einbauen, zu welchem Zeitpunkt, wann muss meine alte raus?

Sie beraten grundsätzlich bei allen Gebäudetypen, also vom Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert bis zu 20 Jahre alten Häusern, wo die Gasheizung schon früher den Geist aufgibt?
Mit einer Einschränkung ist das so: Für das Denkmal braucht man eine spezielle Qualifizierung. Das können wir nicht abdecken, haben aber Kontakte, mit denen wir zusammenarbeiten. Im Rahmen der Kampagne „Energiekarawane“ steht ein Kollege konkret für solche Fragen zur Verfügung.

Spüren Sie aktuell mehr Nachfrage als noch vor ein paar Jahren, spüren Sie eine andere Sensibilisierung bei den Leuten?
Es schwankt je nachdem, wie gerade die Lage bei den Fördermöglichkeiten ist. Als zum Beispiel konkret im August die Förderung des individuellen Sanierungsfahrplans gekürzt wurde, ist die Unsicherheit gestiegen.

Wie funktioniert die Kontaktaufnahme?
Im Rahmen der Energiekarawane können sich Interessierte online über das „MitMachKlima“ anmelden. Ansonsten ist es in der Regel so, dass die Kontaktaufnahme entweder telefonisch oder per Mail erfolgt. Ich weise den potenziellen Kunden, die potenzielle Kundin dann auf unseren Erhebungsbogen auf unserer Website hin. Darin werden die wesentlichen Infos abgefragt. Damit geht es konkret ins Gespräch, danach findet der Besuch und der persönliche Austausch im Gebäude statt. 

Wie läuft der Besuch ab? Gehen Sie direkt in den Heizungskeller?
Generell interessieren uns alle Stellen im Gebäude. Das geht bei der Heizung los bis zur sogenannten thermischen Hüllfläche, das sind alle Außenbauteile, über die Wärmeenergie verloren geht. Wir schauen uns an, in welchem Zustand sich diese befinden. So wird das Gebäude durchgegangen mit Blick auf die tatsächliche Nutzung: Welche Räume werden geheizt, welche nicht? Und dann gehen wir auf die individuelle Situation ein. 

Was sind die schwierigsten Fragestellungen? Ist es die Investition, die Eigentümerinnen und Eigentümer scheuen, sind diese unsicher, ob sie auf Holzheizung, Wärmepumpe oder was ganz Anderes setzen sollen?
Im Prinzip ist es genau so. Die Investition ist ein großes Thema, das die Leute umtreibt.

Machen Sie auch Wirtschaftlichkeitsberechnungen?
Innerhalb der „Energiekarawane“ führen wir kostenlose Erstberatungen durch, darin ist eine wirtschaftliche Bewertung noch nicht enthalten. Wenn die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer konkret Interesse an Sanierungsmaßnahmen haben und sich für eine ausführliche Energieberatung entscheiden, wird auch eine wirtschaftliche Bewertung vorgenommen. Die beruht aber immer auf theoretischen Kostenschätzungen. Wir holen im Zuge einer solchen Beratung nicht direkt Angebote ein, da wir eine anbieterneutrale Beratung durchführen.

Sind die Entscheidungen für eine energetische Maßnahme in der Praxis individuell oder sagen Sie, wenn ich ein 70er Jahre Einfamilienhaus habe, ist die Standardlösung Wärmepumpe mit Photovoltaik?
Die Entscheidung ist tatsächlich sehr individuell. Wir empfehlen dem Kunden, dass er sich im ersten Schritt einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellen lässt. Da ist das Beraterhonorar entsprechend förderfähig. Der Plan deckt entsprechende Sanierungspotenziale auf und legt die Basis für die Maßnahmen. Es kann schon vorkommen, dass Eigentümer, die eigentlich erst ihre Heizung tauschen wollten, so verdeutlicht bekommen, dass es Sinn macht, erst die Fenster zu tauschen.

Was begegnet Ihnen oft, was Leute nicht wissen?
Was mir immer wieder auffällt, ist, dass Leute schlecht informiert sind und ausführende Fachunternehmen oft nicht ausreichend informieren, welche Fördermittel in Anspruch genommen werden können. Konkret, dass Einzelmaßnahmen, und wenn nur ein Fenster ausgetauscht werden soll, über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gefördert werden können. Man sollte sich generell nicht scheuen, einen Energieberater zu konsultieren, um zu erfahren, was man machen und wie man es fördern lassen kann. Dann sieht es investitionstechnisch auch gar nicht so schlimm aus. 

Abschließend: Warum machen Sie den Job?
Ich bin studierter Bauingenieur. Auf das Thema energieeffizientes Bauen und Nachhaltigkeit habe ich mich früh spezialisiert, das treibt mich um. Wir haben ein riesiges Potenzial an einzusparenden Co2-Emissionen im Gebäudesektor und die Energieberatung ist dabei ein ganz wesentlicher Hebel, an dem man ansetzen kann. Ich glaube, dass man da recht viel bewegen kann im Kontakt mit den Gebäudebesitzern.

Info

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG)
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) gibt es seit dem 1. November 2020. Mit einer zweiten Novelle des Gesetzes wurde zudem der Einsatz erneuerbarer Energien beim Einbau neuer Heizungen verbindlich geregelt. Diese Änderungen sind am 1. Januar 2024 in Kraft getreten.

Das GEG…

  • macht konkrete Vorgaben, hauptsächlich in Bezug auf die Heizungstechnik und den Wärmedämmstandard eines Gebäudes.
  • definiert konkrete Sanierungspflichten beim Eigentümerwechsel und Kauf eines Bestandsgebäudes.
  • gibt die Anteile an regenerativen Energien beim Neubau vor.

Alle Anforderungen sind zu finden unter: https://www.bmwsb.bund.de/Webs/BMWSB/DE/themen/bauen/energieeffizientes-bauen-sanieren/gebaeudeenergiegesetz/gebaeudeenergiegesetz-node.html oder https://www.gesetze-im-internet.de/geg/

Die Woche der Wärmepumpe: einfach informieren

Mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen wird die „Woche der Wärmepumpe“ im November 2024 auch in Franken Station machen.

Vom 4. bis 10. November finden in diesem Jahr bundesweit Infoabende und Großveranstaltungen rund um die Wärmepumpe vor Ort und Online statt. Alle, die sich für Wärmepumpen interessieren, können sich hier anhand von Vorträgen, einer interaktiven Ausstellung und Best-Practice-Beispielen zu Technik, Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten informieren. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Optionen für den Einsatz von Wärmepumpen in Bestandsgebäuden. Hauseigentümer:innen können bei dieser Gelegenheit direkt mit Wärmepumpen-Herstellern sowie Fachleuten und Energieberatern aus ihrer Region ins Gespräch kommen.

Mehr Infos unter https://www.wochederwaermepumpe.de/

Bildunterschrift: Im Rahmen des Projekts „MitMachKlima“ kommen Energieberater wie Felix Wagner in die Stadtteile. Im Gespräch mit Bürgermeister Jonas Glüsenkamp verdeutlicht er, was Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer von einer Beratung erwarten können.

Fotonachweis: Stadt Bamberg, Sonja Seufferth