Wenn die Tage kurz und die Abende lang und dunkel sind wie derzeit, fühlen sich einsame Menschen noch mehr in Not als ohnehin. Doch es gibt auch Linderung und Rezepte gegen das Alleinsein, wie die Malteser in Bamberg am vergangenen Wochenende gezeigt haben. Im Bamberger Bürgerlabor stellte die Hilfsorganisation einen Tag lang ihre vielfältigen Angebote vor, wie sie Menschen miteinander in Kontakt bringt. Angefangen beim Café Malta, wo Seniorinnen und Senioren bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch kommen. Oder beim Frauentreff des Integrationsdienstes sowie diversen Angeboten der Ortsgruppe Oberhaid. „Mit unseren Besuchsdiensten – ob über Telefon oder präsent – begleiten wir Menschen sogar im Alltag, indem hier regelmäßig Anrufe oder Treffen stattfinden“, erläutert Eva-Maria Dorscht, Ehrenamtskoordinatorin des Malteser Patenrufs. So werde den meist älteren Menschen wieder ein Kontakt nach außen ermöglicht.

Malteser Rikscha und Glücksrad

Der Maltesertag im Bürgerlabor war Auftakt der Aktionswoche „Licht an! Damit Einsamkeit nicht krank macht.“, die von der Gesundheitsregion plus des Landratsamts Bamberg veranstaltet wird. Noch bis zum 10. Dezember können sich Interessierte im Bürgerlabor (Hauptwachstraße 3) darüber informieren, welche regionalen und überregionalen Angebote in Bamberg zum Thema „Raus aus der Einsamkeit“ bereitstehen. Viele Passanten, unter ihnen Kinder und Jugendliche, nutzten die Malteser Rikscha für eine spontane Fahrt. Der Rikscha-Dienst ist in erster Linie ein Angebot für ältere Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und bringt ein bisschen Abwechslung in den oftmals grauen Alltag. An einem Glücksrad konnten Passanten Fragen zu den Angeboten der Malteser beantworten und kleine Preise gewinnen. Bei warmem Tee und Plätzchen konnten Kurzentschlossene mit Ehrenamtlichen aus den Diensten ins Gespräch kommen und mehr über die Möglichkeiten des Mitmachens erfahren. Es waren Ehrenamtliche aus nahezu allen Diensten vertreten: vom Herzenswunschkrankenwagen, vom Patenruf, vom Rikscha-Dienst, vom Café Malta, von der Malteser Jugend und von den Lebensmittelpaketen gegen Altersarmut.

Zeitgleich zur Aktionswoche der Gesundheitsregion veranstaltet das Bamberger Freiwilligenzentrum „CariThek“ im Advent einen „Engagement-Adventskalender“, bei dem sich verschiedene Organisationen, Vereine, Verbände im Bürgerlabor vorstellen und Interessenten für eine ehrenamtliche Mitarbeit gewinnen können. „Gerade in den genannten Diensten der Malteser steht und fällt die Arbeit durch das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen. Auch dies ist eine Möglichkeit, der Einsamkeit zu begegnen und sie durch das Arbeiten mit und für andere Menschen zu minimieren“, betont Eva-Maria Dorscht. Ihren Worten zufolge konnten die Malteser in einigen guten Gesprächen Menschen Mut machen, sich für Angebote zu melden oder Betroffene in deren Umfeld auf die Dienste hinzuweisen.

Nikolausaktion „Momente der Nähe“

Die Malteser ihrerseits veranstalten jedes Jahr rund um den 6. Dezember deutschlandweit eine Nikolausaktion mit dem Titel „Momente der Nähe“. Der Maltesertag im Bürgerlabor hatte deshalb auch zum Ziel, den Passanten in der Innenstadt eine Möglichkeit zu geben, für andere einen solchen „Moment der Nähe“ zu ermöglichen. Vorbereitete Postkarten mit der Aufschrift „Du bist wertvoll!“  mit angeheftetem Nikolaus durften mitgenommen werden, um damit jemandem eine Freude zu bereiten, der allein ist, der traurig ist, bei dem man weiß, dass es ihm gerade nicht so gut geht. „Es war schön zu sehen, wie vielen der Passanten unmittelbar Personen eingefallen sind, denen sie eine Freude bereiten können und einen Nikolaus mitgenommen haben“, berichtet Dorscht. Eine Reaktion fand sie besonders schön: „Sie sind ja lieb, dass Sie sowas anbieten!“

Aber es gab beim Maltesertag auch nachdenkliche Stimmen zu hören. „Ich bin ganz allein. Gibt es ein Angebot an Weihnachten, wo ich hingehen kann, dass ich nicht die ganzen Tage so alleine daheim sitzen muss?“, fragte eine Passantin. „Diese Anfrage löste Ratlosigkeit und Beklemmung bei uns aus und zeigt, dass es im Bereich der Einsamkeit noch viel zu tun gibt“, so das Resümee von Eva-Maria Dorscht.

Fotonachweis: Eva-Maria Dorscht