Premiere | So. 10.10.21 | 20:00 Uhr | Studio
Tildas short way down beginnt mit einem Fahrradunfall. Es folgen Post vom Amtsgericht, WG-
Rausschmiss und entwürdigende Stunden in einem Internetcafé. Zum Glück beendet plötzlich
einsetzender Goldklumpenregen ihr deprimierendes Dasein im Co-Working-Space-Prekariat. Gerade
als der Kaufhausdetektiv sie fälschlicherweise überführen will, wird er erschlagen und Tilda bringt sich
in der Kanalisation in Sicherheit. Dort ist sie nicht allein. Sandra hat der Oberfläche den Rücken
zugekehrt und von dem Goldregen nichts mitbekommen. Natürlich ist es verrückt, lieber im feuchten
und stinkenden Untergrund zu leben, aber “wenn man davon überzeugt ist, dass das Getriebe einer
durch weiße Überlegenheitsphantasmata geprägte, disableistischen, hetero/cissexistischen
patriarchalen, imperialistischkapitalistischen Kultur an sich pervers ist”, ist es nur folgerichtig, dieses
Getriebe zu verlassen.
Die beiden Heldinnen können in eine grandiose Zukunft blicken: Alles, was Sandra verabscheut und
Tilda in den Ruin getrieben hat, ist kaputt. Sie bewegen sich unten aufeinander zu, während oben der
absolute Ausnahmezustand herrscht und alle, auch der Pizzalieferant, die Maklerin, Nissan und Mazda
und Tildas Hochstaplervater, heiter ums Überleben kämpfen.
In “Gold” geht der Spätkapitalismus märchenhaft unter. Wo Sterntaler noch friedlich ihr Nachthemd
aufhalten konnte, bringt das Gold Tod und Verderben unter die Menschen. Doch in der brutalen
Apokalypse steckt die Poesie der Zerstörung. Der reinigende Goldregen könnte Gleichheit schaffen,
man könnte von vorne anfangen. Philipp Gärtner legt mit “Gold” ein fulminantes Debutstück vor. Der
1986 geborene Autor studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin, ist freier
Autor und Regisseur und Teil des Leitungskollektivs des Berliner Ringtheaters.
Regie: Wilke Weermann
Bühne und Kostüme: Johanna Stenzel
Musik: Constantin John
Dramaturgie: Victoria Weich
Besetzung:
Es spielen: Antonia Bockelmann, Clara Kroneck, Marie-Paulina Schendel, Daniel Dietrich, Eric Wehlan
Weitere Vorstellungen: 10., 12., 16., 17., 20., 21., 24. Oktober | Weitere Vorstellungen folgen
Tickets gibt es an der Theaterkasse (Di.-Sa. 11-14 Uhr; Mi. 16-18 Uhr / Tel. 0951 87 3030;
kasse@theater.bamberg.de) oder online auf theater.bamberg.de. Es gelten die Hygienbestimmungen
des ETA Hoffmann Theaters, einzusehen auf www.theater.bamberg.de.
